Konzept
Tagebuch



Im Sommer 2002 baute ich aus einem alten, hölzernen Küchentablett einen  Bauchladen. Sechs Daumenkinos passten darauf. Vor den Bauchladen hängte ich ein Schild mit der Aufschrift ´Bitte besuchen Sie meine Wanderausstellung´. Ich lief durch Berlin und zeigte den Menschen meine Filme. Hin und wieder wechselte ich das Programm. Unter den Bauchladen hatte ich ein leeres Honigglas geschraubt, dahinein konnten die Besucher meiner Ausstellung einen symbolischen Austritt werfen.
Nachdem ich auf diese Weise innerhalb eines knappen Jahres vielen Menschen meine Daumenkinos gezeigt hatte, beschloss ich, auf die Walz zu gehen. Ich wollte herausfinden, wie die Menschen auf dem Land auf meine Daumenkinos reagieren. Ausserdem wollte ich neue Daumenkinos fotografieren. Da ich Angst hatte, etwas zu verpassen, wenn ich zu schnell reisen würde, ging ich zu Fuß. Im Sommer 2003 lief ich von Berlin über München nach Basel; zwei Jahre später weiter westlich wieder zurück. Im Sommer 2006 wanderte ich von Berlin nach Köln, im Sommer 2009 von Oldenburg nach Wismar und im Sommer 2011 von Wismar nach Groß Dölln. 2012 reiste ich auf den Spuren früherer Begegnungen und im Sommer 2014 lief ich von Magdeburg nach Wabern. 2017 setzte ich meine Wanderschaft in Wabern fort und lief nach Wiesbaden, um das Grab meines verstorbenen Freundes zu besuchen. 2020 wanderte ich schließlich in vier Wochen von Groß Dölln nach Görlitz. Den Bauchladen trug ich während dieser Zeit stets vor mir her. Knapp 12 Monate benötigte ich für die rund 4000 Kilometer lange Strecke und lebte während dieser Zeit nur vom Zeigen meiner Daumenkinos. Knapp 40 neue Daumenkinos enstanden seit 2003 auf meinen Wanderschaften.

Mein Wunsch ist es, die Wanderschaft so lange meine Kraft und Neugierde reicht fortzusetzen.

Aus den zahlreichen Begegnungen und Erlebnissen meines Lebens auf Wanderschaft habe ich einen daumenkinographischen Bühnenabend entwickelt, den ich regelmäßig auf in- und ausländischen Bühnen zeige.




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